Erfahrungsbasiertes vs. informationsbasiertes Lernen

Erfahrungsbasiertes Lernen und informationsbasiertes Lernen sind zwei zentrale Konzepte, die sich mit unter-schiedlichen Ansätzen zur Wissensvermittlung und -aufnahme beschäftigen. Während das erfahrungsbasierte Lernen auf praktischen Erfahrungen und anschließender Reflexion beruht, konzentriert sich das informationsbasierte Lernen auf die Bereitstellung und den Konsum von Fakten und Informationen. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile und finden entsprechend Anwendung in verschiedenen Lernumgebungen und Kontexten.

Erfahrungsbasiertes Lernen als Didaktik des Pragmatismus

Erfahrungsbasiertes Lernen setzt die Erkenntnisse der Lerntheorie des Pragmatismus in Anlehnung an John Dewey (1916) um. Dabei ist erfahrungsbasiertes Lernen ein dynamischer Prozess, der stark von der direkten Interaktion mit der realen Welt und der Umgebung abhängt. Dieser Ansatz betont die Bedeutung des Lernens durch persönliche Erfahrungen, sei es durch praktische Übungen, Experimente, Fallstudien oder praktische Anwendungen von Wissen. In einer solchen Lernumgebung werden die Lernenden ermutigt, Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und aus den Ergebnissen zu lernen. Das Prinzip des "Learning by Doing" steht im Mittelpunkt des erfahrungsbasierten Lernens. Um den Lernerfolg sicherzustellen, setzt das erfahrungsbasierte Lernen zudem Reflexionen ein, in denen die Problemlösung, der Entscheidungsfindungsprozess und die Ergebnisse nochmals untersucht und Ableitungen in Form eines Realitätstransfers gefunden werden.

Ein Vorteil des erfahrungsbasierten Lernens besteht darin, dass es den Lernenden ermöglicht, ein tieferes Verständnis für ein bestimmtes Thema zu entwickeln, indem sie es in realen Situationen anwenden. Durch den direkten Kontakt mit dem Thema können die Lernenden möglicherweise komplexe Zusammenhänge verstehen und sowie Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben, die in einer rein theoretischen Lernumgebung schwer zu erlangen wären. Mann spricht davon, dass sie Wissen im weiteren Sinne erwerben, was wie zuvor beschrieben mit einer Handlunskompetenz gleichzusetzen ist. Das erfahrungsbasierte Lernen stärkt neben der Fähigkeit zur Problemlösung sowie der Fähigkeit, Wissen in verschiedenen Kontexten anzuwenden, auch die Interaktion der Teilnehmenden mit dem Lerngegenstand.

Auf der anderen Seite kann erfahrungsbasiertes Lernen manchmal aufgrund seiner informellen Natur als weniger strukturiert und weniger vorhersehbar empfunden werden. Es erfordert oft eine umfassende Betreuung und Anleitung seitens der Lehrkräfte, um sicherzustellen, dass die Lernenden die richtigen Lektionen aus ihren Erfahrungen ziehen. Außerdem können nicht alle Lerninhalte und -ziele effektiv durch reine praktische Erfahrungen vermittelt werden, was in diesem speziellen Kontext bei einer Beschränkung auf erfahrungsbasiertes Lernen zu einer unvollständigen Wissensbasis führen kann. Doch hier gibt es andere Lerntheorien, die Abhilfe leisten.

Informationsbasiertes Lernen ist ein Grundpfeiler des klassischen Bildungs-systems

Das informationsbasierte Lernen konzentriert sich auf die Bereitstellung von Wissen in Form von Fakten, Daten, Theorien und Konzepten. Dieser Ansatz betont die Bedeutung von Lehrmaterialien, Unterrichtsmethoden und Lehrplänen, die darauf abzielen, den Lernenden spezifische Informationen zu vermitteln, die sie verstehen und sich merken können. Informationsbasiertes Lernen erfolgt häufig durch Vorlesungen, Lehrbücher, Online-Kurse und andere formelle Bildungsressourcen. Das informationsbasierte Lernen lässt sich nicht einer konkreten Lerntheorie zuordnen, sondern kann je nach Gestaltung der Vermittlung verschiedene Lerntheorien ansprechen (z.B. Behaviorismus, Kognitivismus, ...).

Informationsbasiertes Lernen

Ein Hauptvorteil des informationsbasierten Lernens besteht darin, dass es den Lernenden eine solide Wissensbasis bietet, auf der sie aufbauen können. Durch die systematische Präsentation von Informationen können die Lernenden komplexe Konzepte verstehen und in einen breiteren theoretischen Rahmen einordnen. Darüber hinaus ermöglicht das informationsbasierte Lernen eine effiziente und strukturierte Wissensvermittlung, die es den Lernenden ermöglicht, einen Überblick über ein bestimmtes Thema zu erhalten und verschiedene Aspekte miteinander zu verbinden. Das im informationsbasierten Lernen angeeignete Wissen wird als Wissen im engeren Sinne bezeichnet. Anders als Wissen im weiteren Sinne reicht Wissen im engeren Sinne allein nicht aus, um von einer Handlungskompetenz zu sprechen. Diese Art von Wissen ermöglicht lediglich eine Einordnung und Replikation der erlernten Inhalte.

Deshalb kann informationsbasiertes Lernen manchmal als zu abstrakt und distanziert von realen Anwendungen wahrgenommen werden. Ohne praktische Anwendungen und reale Erfahrungen können die Lernenden möglicherweise Schwierigkeiten haben, das gelernte Wissen in der Praxis anzuwenden oder komplexe Probleme zu lösen. Darüber hinaus kann ein übermäßiger Fokus auf das bloße Auswendiglernen von Fakten und Informationen dazu führen, dass das Verständnis für die zugrunde liegenden Konzepte und Zusammenhänge beeinträchtigt wird.

Die Konzepte sinnvoll zu kombinieren

Insgesamt bieten sowohl erfahrungsbasiertes als auch informationsbasiertes Lernen verschiedene Vor- und Nachteile, die von den spezifischen Lernzielen, der Lernumgebung und den Bedürfnissen der Lernenden abhängen. Es ist für jedes Lernziel einzeln zu differenzieren, welcher dieser beiden Ansätze empfehlenswert ist. Eine Integration von beiden Ansätzen kann ein ausgewogenes und ganzheitliches Lernerlebnis fördern, das sowohl praktische Anwendungen als auch theoretisches Verständnis umfasst. Durch die Kombination dieser Ansätze können die Lernenden ein tieferes Verständnis für komplexe Konzepte entwickeln und gleichzeitig die Fähigkeit erlangen, das Gelernte in verschiedenen Situationen und Kontexten anzuwenden.

Als Trainer sollte man idealerweise beide Konzepte beherrschen und in eine Lernsession einbringen können. Ein Blick auf die Lernzieltaxonomien nach Bloom (1956) gibt oft schon Aufschluss, wie Lernziele zu formulieren sind, um klar zwischen reiner Vermittlung von Wissen und Erwerb von Handlungskompetenz zu differenzieren.

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